Ein Stummfilm, der noch heute Gothic-Herzen höher schlagen lässt. 🖤
Liebe Kinder der Nacht,
was ist eigentlich euer erster Gedanke, wenn Ihr an Nosferatu denkt? Und zwar das Original von 1922 und nicht aus den 70igern mit Klaus Kinski? Was fällt euch als erstes dazu ein? Einfach per Kommentar.
Also mein erster Gedanke an den Original Stummfilm Nosferatu (Eine Symphonie des Grauens) ist, dass es mich vom ersten Moment an mit diesen starren Augen fasziniert hat. Im nächsten Moment kommt die typische “Handbewegung”, wie er als übergroßer Schatten mit verlängerten Fingern mit irren langen Fingernägeln die Tür versucht, zu berühren. Auch heute fasziniert mich diese Szene, aber auch noch andere. Dazu komme ich natürlich noch.
Ganz ehrlich! Ich habe den Film schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und bin nur zufällig bei der Suche nach alten Horrorfilmen in der Wikimediathek darüber gestolpert. Plötzlich war dieser Gedanke da, einen Blogbeitrag über Nosferatu zu machen und vor allem waren aber auch gleich Bilder vor meinen Augen, die ich gerne umsetzen wollte. Für mich eine persönliche Hommage, also Huldigung an die faszinierende Figur des Untoten Nosferatu.
Dies soll auch kein Beitrag mit zig Informationen sein, die man auch einfach über diesen Link bei Wikipedia aufrufen kann. Obwohl es mich überraschte zu lesen, dass es den Film fast nicht gegeben hätte, da es Urheberrechtsprobleme mit der Witwe von Bram Stoker gab. Aber das könnt ihr alles über den Link erfahren. Als “alter Grufti” seit den 80iger Jahren bin ich nach wie vor auch von der dunklen Szene, der Schattenwelt, der melancholisch-düsteren Musik und eben auch von Filmen und Bildern in diesem Genre fasziniert.
Sprich niemals den Namen laut aus….
Okay, nennen wir ihnen mal Graf Orlok. Ach nein, das klingt einfach nicht so, wie Nosferatu, finde ich. Und da ich ja nicht spreche, sondern schreibe, sollte es wohl keine Probleme geben. Das Bild mit dem Filmzitat habe ich in blutroter Farbe gestaltet und nur für den Blogbeitrag in sw gehalten, weil´s so schön passt. Ich habe aus dem alten, freien Filmmaterial einige Figuren freigestellt und vektorisiert, um sie wieder in neue Bilder einarbeiten zu können. Soviel zur gestalterischen Tätigkeit. Ich werde mit der Zeit noch einige digitale Bilder fertig stellen. Mit und ohne Filmzitate. Mich hat der Film erneut inspiriert, in der Richtung ein paar Designs zu entwerfen.
Ein Blick, der nicht nur faszinierend ist, sondern eine gewisse Sehnsucht ausstrahlt
Die ausdrucksstarken Augen von Max Schreck (sehr bezeichnender Name für den Schauspieler des Nosferatu…hihihi) finde ich nicht nur faszinierend, sondern ich finde, sie strahlen eine gewisse Sehnsucht aus. Das hat mich ebenso auch im Film Dracula von 1992 mit Gary Oldman fasziniert. Eine Mischung aus der tiefen Sehnsucht nach Liebe, aber das eigene Grauen vor Augen haben, den Menschen damit zu töten, der von einem Untoten auf diese Weise geliebt wird – mit dem Biss. Vielleicht interpretiere ich aber auch zu viel hinein, aber die Augen sind für mich keineswegs “das Grauen” oder “Angst machend”. Da ist irgend etwas anders, nicht greifbares.. oder wie seht ihr das?
Das Erwachen aus dem Sarg – eine wirklich super coole Szene
Eine Szene, die ich mir immer wieder ansehen kann. Geht es euch auch so? Wie ein Brett von der Schlaflage in den Stand. uuhhhh….wirklich unheimlich. Und dann dieser versteinerte Blick, der nichts gutes verheißt. Für 1922 sicher auch eine Herausforderung für diesen Spezial Effekt. Eigentlich wollte der Kapitän des Schiffes im das Leben mit der Axt nehmen, aber als der sieht, dass sein Passagier bereits tot ist und aufersteht, überlegt er sich kurzerhand, das Schiff zu verlassen. Einsam lässt er den Steuermann am Bord zurück. Auch keine feine Art….
Die Schiffsreise und ein kurzer Auftritt an Deck
Auf der Schiffsreise nach Bremen, die sehr lange dauert bekommt der Graf hier und da etwas Appetit und mangels Blutkonserven bedient er sich natürlich an der Mannschaft. Zwischendurch zeigt er sich tagsüber an Deck und ich konnte diesen Schnappschuss vom “Meister” machen. Ist euch schon der schicke Mantel im gothischen Stil aufgefallen? Ganz mein Ding!! Aber auch die modische Seite sollte hier kein Thema sein. Ich mag diese Körperhaltung und den festen Blick auf seine…ähm…Beute…. auf den übrig gebliebenen Steuermann. Das Schiff läuft letztendlich wie durch Geisterhand ohne Besatzung und nur mir dem “Meister” Nosferatu und ein paar Mäusen in den Hafen von Bremen ein. Ein erster Blick aus dem Inneren des Schiffes und man sieht ihm die Vorfreude auf seine neue Heimat an, die ihm viel blutige Nahrung bescheren soll.
Der Dracula im Jahre 1922 muss seinen Sarg noch selbst schleppen – wie peinlich ist das für einen Grafen – der Herrscher der Untoten?
Echt jetzt, mir ist das ja vormals nie aufgefallen, sondern erst letzte Woche, als ich mir den Film nochmals bewusst angeschaut habe. Und im Teil 3/5 ab Minute 18:54 sehe ich diesen armen Mann selbst den Sarg durch Bremen schleppen, denn da ist er mit dem Schiff angekommen. Ich denk, ich seh nicht richtig. Jetzt lacht nicht, aber ich habe richtig Mitleid bekommen für den Untoten, wie er durch die Stadt läuft mit seinem “Bett” und einen Schlafplatz sucht. Aber das möchte ich nur kurz anreißen, weil es meiner Meinung nach die Erhabenheit, wie wir sie bereits in anderen Filmen gesehen haben, schmälert oder geradezu demontiert. Für mich jedenfalls.
Fast könnte man Mitleid mit diesem Geschöpf der Nacht haben….
Denn wenn man sich diese Szene am Fenster in seiner neuen Unterkunft in Bremen sieht, dann hat es den Anschein eines Gefängnisses, aus dem er voller Verzweiflung in die Freiheit hinaus schaut. Sicher eine gewollter Anblick des Grafen, der aus diesem Fenster die geistige Verbindung mit Mina aufbaut. Jeder kennt Mina, nicht wahr? Die Verlobte und dann Angetraute von Jonathan Harker, der während Nosferatus Reise in dessen Schloss eingesperrt war und nun aber auf dem Rückweg zu seiner geliebten Mina ist. Ein Rennen auf Zeit beginnt, denn immerhin weiß Jonathan um die dunklen Mächte von Nosferatu und möchte seine Zukünftige vor dem finalen Biss retten und vor allem möchte er sie schnellstmöglich heiraten.
Der vermeintlich hungrig verliebte Nosferatu nutzt derweil die Fern-Hypnose, um sich an Mina heran zu machen. Wir alle kennen es, wenn der Mund trocken wird. Dann muss man Flüssigkeit zuführen, damit die Zunge nicht am Gaumen fest klebt. 😉 Ich vermute, in seinem Fall war es nicht anders…
Im folgenden Bild hat er gerade die Verbindung aufgebaut. Heute ginge das natürlich schneller und einfacher durch verschiedene Messenger mit Videobotschaft, aber wir sind ja noch im Jahre 1922.
Mina und die Wahrheit über Dracula – “The Book of the Vampires”
That name rings like the cry of a bird of prey. Never speak it aloud….
Übersetzt: Dieser Name klingt wie der Schrei eines Raubvogels. Sprich ihn niemals laut aus….
Aus “The Book of the Vampires”
Mina liest in dem Buch und wie man ihrem Blick ansieht, ist sie nicht gerade begeistert über das, was sie gelesen hat. Aber schauen wir nochmal weiter in den Text hinein….
Men do not always recognize the dangers that beasts can sense at certain times.
Übersetzung: Die Menschen erkennen nicht immer die Gefahren, die die Tiere zu bestimmten Zeiten spüren können.
The Book of the Vampires
Weiter heißt es in dem Buch der Vampire …
Übersetzung:
Nur eine Frau kann seinen schrecklichen Bann brechen – eine Frau, die reinen Herzens ist, die ihr Blut freiwillig dem Nosferatu opfert und den Vampir an ihrer Seite behält, bis der Hahn kräht.
Aus dem Buch der Vampire
Kleine Verschnaufpause, um vielleicht kostenlose Vektoren herunterzuladen
So langsam geht es in die Endphase des Films und bevor ich im nächsten und letzten Kapitel vom Grafen einsteige, kam mir die Idee, euch noch die Vektoren vorzustellen, die frei bei Openclipart über meinen Account herunterladen könnt. Hier ist auch schon der Link: Openclipart Es werden sicher noch ein paar im Laufe der Tage hinzu kommen, aber diese hier habt ihr schon mal kostenlos und unter CC0 in der Tasche.
Der “Showdown” – Nosferatu, der Schrecken der Nacht sucht Mina heim
Ihr erinnert euch an das Buch über Vampire? Gut! Dann wisst ihr auch, dass nur eine Frau reinen Herzens seinen schrecklichen Bann brechen kann, indem sie ihm ihren Hals hinhält, bis die Sonne aufgeht und der Hahn kräht. Aber schauen wir es uns mal an….
Was mich an einem Stummfilm schon immer beeindruckt hat war die Mimik der Schauspieler. Sie waren in der Lage, die Gefühle überzeichnet auf ihren Gesichtern und der gesamten Körperspannung zu zeigen. Man brauchte gar keine Erklärung, denn es war direkt klar, was gerade passiert – so wie in dieser Szene mit der guten Mina, die von Nosferatu gerade gelenkt wird, damit sie ihm auf einen roten Drink Einlass gewährt.
Wer sich wundert, dass ich einige Stellen ausgelassen und vielleicht sogar verdreht habe, dem möge gesagt sein – das ist pure Absicht und künstlerische Freiheit, weil ich tatsächlich nach Lust und Laune schreibe und währenddessen die Bilder mache, die ich dazu einstellen möchte. Also vermutlich keine SEO-taugliche Seite, aber es geht ja um Spaß und nicht um das Ranking.
Also zurück zu Mina und ihrem Körper,- und Gesichts-Ausdruck, der uns klar vermittelt, dass etwas ganz und gar nicht gut ist. Es schnürt ihr praktisch die Luft ab, so furchtbar ist es, was sie spürt und was auf sie zukommt. Zuvor hatte sie das Fenster geöffnet – auf ein Rufen hin in ihren Gedanken… und es nähert sich vom Erdgeschoss aufwärts…
Der berühmte Schatten Nosferatu geht die Stufen hoch
Eigentlich geht er die Stufen nicht nur hoch, er wandelt…und ist hoch konzentriert auf das, was kommen mag. Ich glaube, es gibt kaum jemanden aus meinem Jahrgang, der diese Szene nicht kennt, oder irre ich mich? Also ich bin Jahrgang 1968 und erinnere mich an an diese Szene als eher sehr unheimlich, Angst einflößend. Allein wegen dem recht verschlagenen Gangbild.
Und bei dieser Szene ist mir irgendwie anders geworden….
Klopf….Klopf…
Ich weiß, dass Nosferatu, der Vater der Untoten nicht anklopft. Nein, der “Gebieter” öffnet natürlich rein gedanklich die Türen. So wie immer halt. Aber ich gestehe, die Szene – sowohl Treppe hinauf und wie er da steht, hat mir als junges Mädchen schon Alpträume bereitet. Dieser übergroße Schatten, die unglaublich langen Finger und Fingernägel, die an der Wand entlang gleiten. Und wir alle wissen, wer hinter dieser Tür lebt. Oh Mina…. nicht mehr lange und das Finale folgt unausweichlich.
Das unausweichliche Finale
Nun, wie ihr unschwer erkennen könnt, ist die blutige Tat vollbracht. Nosferatu ist zufrieden und streichelt noch ein wenig Minas Kopf während er eine Pause beim Trinken macht. Ja, man glaubt es kaum, aber es gab mal eine Zeit, in der kein Blut in Filmen zu sehen war. Heute ja eher in der Überproduktion, konnte man in der Stummfilmzeit mit Mimik und Körpersprache das Problem vom nicht vorhandenen Blut lösen. Hier habe ich es mir einfach gemacht und ein paar Spritzer hier und da farbig eingefügt. Das spendiere ich Nosferatu dafür, dass der Arme seinen Sarg selber durch die Stadt tragen musste.
Der intensive Blick in die Kamera verrät, dass er zwar zufrieden, aber noch nicht fertig ist. Ein kleiner Nachdurst besteht. Das kostet aber alles Zeit. Der Graf ist ein Genießer. So vergeht die Nacht so schnell wie nie und der Hahn auf dem Dach schreit kikeriki…
Der Morgen ist angebrochen und die Sonne geht auf. Nun naht das Ende im schnellen Verlauf. Der Meister hat zu lange bei Mina verweilt. Wie oft wollte man ihn rufen und sagen: Hey, Meister, mach schneller, die Sonne geht bald auf. Eigentlich möchte man ihn ja retten. Also ich gestehe es jedenfalls ein. Noch jemand, der so denkt? Ich meine, schaut euch den Meister doch mal an. Ihm wird jetzt klar, dass es für ihn kein Entrinnen gibt. Die Sonne steht leicht über den Dächern….
Er schreitet nochmal am Fenster vorbei und dreht sich dann zu dieser Szene des Wissens zu den heran nahenden Sonnenstrahlen. Und er weiß, dass er jetzt vernichtet wird. Voll mit Minas Blut in seinem flachen Bauch. Es bereitet ihm Schmerzen und Qualen. Ach, ich kann das gar nicht mit ansehen… Einen Moment später liegt nur noch ein Häufchen rauchender Asche auf dem Boden.
Nosferatu ist tot. Zu Staub zerfallen.
Und ich erspare euch diesen Anblick ebenso, wie die Sargschlepperei, obwohl es wohl nur in diesem Film so ist. Vielleicht ja auch im Remake mit Klaus Kinski, aber den habe ich nicht gesehen. Also die Version – ehrlich – der kann mich mal!
Aber zurück zum zu Staub zerfallenen Nosferatu. Das ist nun sein Ende. Ein Brandloch im Teppich. Ach, irgendwie traurig, auch wenn es für die Bremer natürlich gesünder war, jetzt, wo er fort ist. Sie hatten schon ihre liebe Not und mussten viele Särge die Straßen herunter und herauf schleppen. Die Leute lebten in Angst und durften ihre Häuser nicht verlassen usw. Klar, sehe ich auch alles ein. Aber was will mein Gothic-Herz machen…. es verehrt dieser tragischen Figur, die nicht viel Glück im Leben hatte und noch weniger im Tot. Aber das schöne an dieser Geschichte ist – er steht immer wieder von neuem auf. Einfach auf Anfang zurück und schon ist er wieder da – als Nosferatu wie vor 100 Jahren oder in allen anderen Figuren des untoten Grafen, der Millionen von Menschen weltweit faszinierte und zum Kult wurde. Damals wie heute hat er den Flair des Schreckens und der Faszination nicht verloren.
Puh, Mina ist nichts passiert. Sie ist nur etwas schwach, lässt sich aber gerne von ihrem geliebten Jonathan in den Arm nehmen, der unendlich froh ist, dass es ihr gut geht.
Abspann
Unvergessen als Nosferatu Max Schreck, der somit unvergessen bleibt und immer noch seine Fangemeinde hat und vermutlich auch noch lange haben wird. Seine Figur, die er meisterhaft in Szene gesetzt hat, wurde sogar mit einem Gedenkstein geehrt: Link Natürlich nicht zu vergessen, der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau, der diesen Film zu dem gemacht hast, was er heute ist. Ein – sagen wir mal – untoter Goldschatz
Allen voran darf natürlich Bram Stoker nicht fehlen. Der Vater der dunkel-romantischen Geschichten über den Untoten mit allen Begleiterscheinungen. Vielleicht darf ich sogar so weit gehen und schreiben, dass er einer der ersten Gründungsmitglieder der Gothic-Kultur war und heutzuge sozusagen als Ehrenmitglied geführt wurde. Also ich kann damit leben. Inkl. Nosferatu, dem auch 100 Jahre später die Grabeslust aus den Augen spricht, sofern man sich den Film anschaut.
Hat euch die kleine Zeitreise von 100 Jahren mit Nosferatu und mir gefallen? Dann würde ich mich über Kommentare freuen. Als nächstes habe ich kopfmäßig schon in Planung einen weiteren meiner Lieblingsfilme – nämlich “THE CROW” – unvergessen mit Brandon Lee und sicher einer der besten Filme für die dunkel-düstere Gemeinschaft der Grufti oder Gothics oder wie auch immer ihr Kinder der Nacht genannt werden wollt heutzutage. Oder welche Figur in dem Genre fällt euch noch so ein? Ich bin gespannt.
Gruftige Grüße
Dorothe von Darkmoon-Art